Sonntag, 19. Januar 2020

10. Was ist der Tod?


Materie ist ein aus unzähligen kleinen Lichtspeichern bestehender Informationsspeicher. Letztlich ist Materie nur geronnenes Licht. Materie ist nur ein Aggregatzustand des Lichts. Sie ist nicht durch ihre Bestandteile wie Atome und Moleküle, sondern durch die Wechselwirkung dieser Teilchen, also durch Informationsaustausch charakterisiert. So bestehen Wasser und Eis aus exakt den gleichen Atomen und Molekülen und unterscheiden sich doch sehr. Es sind nicht die atomaren Teilchen, es ist der Schwingungszustand, das Energieniveau, dieser Teilchen, durch das sich beide voneinander unterscheiden. Auch ein totes Pferd und ein lebendes Pferd bestehen aus den gleichen Atomen und Molekülen. Vertausch man z.B. im Gehirn eines Lebewesens einige seiner Bausteine, also etwa Elektronen oder Protonen mit Elektronen oder Protonen eines Sandkorns, ist der Zustand des Lebewesens nach dem Austausch nicht nur nicht unterscheidbar vom vorherigen Zustand, sondern er ist exakt derselbe. Die Individualität eines Lebewesens kann nicht auf seine materiellen Bestandteile zurückgeführt werden, sondern auf die Prozesse, die diese Bestandteile organisieren. Der Unterschied zwischen lebenden und nicht lebenden Systemen liegt nicht in ihren atomaren Bausteinen, ihrer Komplexität, sondern in ihrem Informationsverarbeitungsprozess. Der Tod eines Lebewesens ist nicht das Verschwinden von Materie, sondern das Beenden von Kommunikation und Prozessen. Unterprozesse stellen ihre Arbeit ein, bis schließlich der gesamte Prozess aufgrund fehlender Eingabeinformationen zum Erliegen kommt.


Alles Leben ist ein informationsverarbeitender Prozess, ein EVA-Prozess. Über unseren Wahrnehmungsapparat empfangen wir Informationen und verarbeiten diese, indem wir Möglichkeiten in Fakten umwandeln. Aus unserer Zukunft generieren wir in unserer Gegenwart unsere Vergangenheit. Empfangen und verarbeiten wir keine Informationen, erzeugen wir auch keine Fakten, keine Vergangenheit mehr. Der Prozess steht still. Der Tod ist der Zustand des stillstehenden EVA-Prozesses, ist die Raum- und Zeitlosigkeit. Der Tod ist der Urzustand, aus dem alles entstanden ist. Der Tod ist das Nichts und der Tod ist das Alles. Der Tod ist die Potenzialität, aus der wir kommen und in die wir zurückkehren.

Wachen – Schlafen – Tod sind nur drei Zustände unseres subjektiven Bewusstseins. Mit unserem Tod wird das subjektive Bewusstsein zum reinen Bewusstsein. Unser Ich, all das, was wir auf dieser Welt zu sein glauben, verschwindet. Ein individuelles Erfahren gibt es nicht mehr. Genauso wie wir aus dem Schlaf erwachen und zu einem anderen Bewusstseinszustand zurückkehren, ist auch der Tod nur ein Erwachen, der uns in unseren ursprünglichen Bewusstseinszustand zurückbringt. Aus der Sicht dieses Zustandes ist unser Leben genauso unwirklich wie für den Wachzustand der Traum. Sterben ist erwachen aus dem Leben. Unser Ich ist nur das Vehikel, mit dem wir unseren Weg durch das Leben zurücklegen. Unser Problem ist, dass wir uns mit dem Vehikel, mit der Materie und mit der Form, identifizieren, und nicht mit dem Fahrer, dem Selbst, dem Bewusstsein.

Der Tod ist nicht das Ende des Lebens, der Tod ist nur ein Vorgang im Leben. Tod und Leben sind eins. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Es sind nur unterschiedliche Zustände des einen Bewusstseins. Geburt und Tod sind keine Anfangs- und Endpunkte, sondern Übergangsphasen in der kontinuierlichen Existenz des Bewusstseins. Das Leben selbst ist ewig, nicht aber die materielle Existenz, als die es sich zeigt.

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