Sonntag, 12. Januar 2020

18. EVA III: Verarbeitung


In unserer Umwelt gibt es keine Farben, keine Töne, keine Gerüche und keinen Geschmack. Es sind nur Informationen über Schwingungen von Teilchen und Molekülen, von denen nur ein kleiner, winziger Bruchteil von unseren Sinnesorganen aufgenommen, umgewandelt und als elektromagnetische Wellen an das Gehirn weitergeleitet wird. Es sind die Eingabewerte unseres EVA-Prozesses, die während der Verarbeitung umgewandelt, gefiltert und interpretiert werden. Daraus entsteht unser Bild von der Wirklichkeit, unsere Realität und unsere Reaktionen darauf. Wie die Eingabe können wir auch die Verarbeitung beeinflussen. Das Mittel hierzu nennt sich Achtsamkeit.


Wie bei der Konzentration fokussieren wir auch hier unsere Aufmerksamkeit. Diesmal aber nicht auf den Raum, auf ein Objekt, sondern auf die Zeit, und zwar einen sehr engen Zeitraum, den gegenwärtigen Augenblick, das Jetzt. Achtsamkeit ist die gerichtete, nicht wertende Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick. Dieser Augenblick ist der Übergang von der Zukunft in die Vergangenheit. Alles was geschieht, geschieht nur im Hier und Jetzt. Wir handeln und leben immer nur im gegenwärtigen Augenblick. In einem einzigen, winzigen Augenblick kann man alles gewinnen und alles verlieren.

Wenn wir beginnen, unsere Achtsamkeit zu trainieren, wird uns als erstes bewusst, wie unachtsam wir eigentlich leben. Dadurch entgeht uns vieles, was in uns und um uns herum passiert. Wir übersehen vieles oder schätzen Situationen falsch ein. Dazu zählen Vorgänge in unserem Körper, unserem Geist, unseren Handlungen oder unserer Umwelt. Unzählige Momente unserer Lebenszeit gehen uns ungenutzt verloren. Mit Achtsamkeit steigern wir das Ausmaß unserer persönlichen Freiheit, erkennen verborgene Möglichkeiten, wir werden kreativer und können unsere Ziele besser erreichen.
Die Grundlagen der Achtsamkeit sind:
  • Achtsamkeit auf den Körper
  • Achtsamkeit auf die Gefühle
  • Achtsamkeit auf den Geist
  • Achtsamkeit auf die Objekte des Geistes (Die Umwelt, die Situationen)

Die Gegenwart ist der Übergang von der Zukunft in die Vergangenheit. Über Achtsamkeit können wir unseren Schwerpunkt in Richtung Zukunft verschieben. Wenn wir achtsam sind, sind wir näher an der Zukunft, erkennen Situationen schnell und können handeln, bevor sie kritisch werden. Sind wir unachtsam, befinden wir uns nahe der Vergangenheit, wir bekommen alles immer erst dann mit, wenn es schon geschehen ist und wir auf das Geschehen keinen Einfluss mehr haben. Wir können häufig nur noch reagieren und nicht mehr agieren. Wenn wir näher an der Zukunft sind, erweitern sich unsere Optionen, wir haben einen größeren Überblick und können freier aus den gegebenen Optionen wählen. Sind wir unachtsam, müssen wir uns mit der Option abfinden, über die wir mehr oder weniger zufällig gestolpert sind.


In unseren Achtsamkeitsübungen erzeugen wir eine Instanz eines inneren Beobachters. Wir ziehen uns aus dem Geschehen zurück. Wir richten unsere ganze Aufmerksamkeit auf alles, was wir im jeweiligen Moment erfahren, tun oder denken, ohne zu urteilen, ohne zu bewerten oder zu analysieren. Wir schalten unseren Interpreter ab. Einfach wahrnehmen, was ist, und es so annehmen, wie es ist.

Achtsamkeit wird an vielen Universitäten und Forschungsinstituten in Europa und den USA wissenschaftlich untersucht. Studien und Metaanalysen kommen zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit von Achtsamkeitsübungen zur Verbesserung körperlicher und psychischer Symptome nachgewiesen ist, etwa als Ergänzung bei der Behandlung von Krebs, kardiovaskulären Erkrankungen, chronischen Schmerzen, Depression, Angsterkrankungen, ADHS, Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Ess-Störungen oder Burnout und Stress.

Mit Achtsamkeitsübungen werden wir nach und nach unsere Lebensqualität verbessern. Doch dies ist nur eine Begleiterscheinung auf unserem Weg nach innen. Wenn wir weit, sehr weit, gekommen sind, werden wir ihre wahre Kraft erfahren. Wir sind Raum-Zeit-Strukturen. Über die Beeinflussung der Verarbeitung in unserem EVA-Prozess, werden wir lernen, unsere Zeit zu kontrollieren und zu steuern.

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