Dienstag, 28. Januar 2020

3. Reines Bewusstsein


"Von nichts kommt nichts" ist ein Spruch, den ich in meiner Kindheit des Öfteren zu hören bekam. Da nun ganz eindeutig etwas da ist, z.B. etwas, das diesen Text schreibt oder liest, kann dieses etwas nicht von nichts gekommen sein. Es muss also etwas da sein, aus dem das etwas entstanden ist. Aber auch dieses etwas, aus dem das etwas entstanden ist, muss aus etwas entstanden sein usw.. Gibt es einen Anfang ohne Anfang? Einen Anfang aus dem alles entstanden ist und was ist dieser Anfang?

Wenn es so etwas gibt, dann muss es immer schon dagewesen sein, es kann kein davor geben. Es ist die Ewigkeit. Wenn daraus alles entstanden ist, muss es alles umfassen. Es ist die Unendlichkeit. Wenn wir von unendlich oder ewig sprechen, meinen wir häufig eine unvorstellbare lange Strecke oder einen sehr langen Zeitabschnitt. Doch jede Strecke, jeder Raum und jede Zeit ist immer endlich. Unendlichkeit ist Raumlosigkeit und Ewigkeit ist Zeitlosigkeit. Der Anfang war vor Raum und Zeit. Der Anfang war dimensionslos.

Etwas Dimensionsloses hat keine Ausdehnung, kein Gewicht, noch nicht einmal eine Dauer. Laotse, ein Philosoph, der lange vor unserer Zeit lebte, nannte diesen Urzustand das Tao, die Buddhisten nennen es die Leere, die Hindus Brahman, die Christen Gott und Physiker vielleicht Quantenfeld oder Nullpunktfeld. Wir wollen uns hier nicht um Namen und Begriffe streiten. Wir nennen diesen Urzustand, den Urgrund, in diesem Blog das reine Bewusstsein.

Etwas Dimensionsloses ist die Information. Eine Information hat keine Ausdehnung und man kann sie auch nicht wiegen. Dieser Urgrund, das reine Bewusstsein, ist somit etwas wie ein unendliches, zeitloses Informationsfeld. Information leitet sich aus dem lateinischen in-formare ab, was so viel wie „in Form bringen“, „sich etwas vorstellen“ bedeutet. Dieses „sich etwas vorstellen“ bezeichnet Möglichkeiten, Potenzialität. Die Information über Möglichkeiten nennen wir daher potenzielle Information. Die potenzielle Information ist unendlich. Das reine Bewusstsein ist damit potenzielle Information, ist Potenzialität.

Die unendliche potenzielle Information ist alles Mögliche. Sie ist alles, aber irgendwie auch nichts. Sie ist wenig aussagekräftig. Informationstechnisch lässt sie sich somit auch bezeichnen als Nicht-Wissen. Wenn wir etwas wissen wollen, benötigen wir etwas Konkretes, wir benötigen Fakten. Wir müssen etwas Potenzielles in-Form bringen. Diese Fakten, das In-Form-Gebrachte, bezeichnen wir als klassische Information. Klassische Information ist Wissen. Alles Wissen entsteht aus der Potenzialität, aus Nicht-Wissen. Alles Wissen, wie groß es auch sein mag, ist immer nur ein winziger Bruchteil, ein winziger Ausschnitt des Nicht-Wissens. Das "In-Form-Gebrachte" ist nur das, in dem sich das Formlose ausdrückt, Wissen ist nur das, in dem sich das Nicht-Wissen ausdrückt. Alles was existiert ist nur der Ausdruck des Nichts, der Potenzialität.

Jeder Ausdruck, jeder Ausschnitt, jedes Wissen, ist endlich, ist unterschiedlich groß. Betrachten wir diese Ausschnitte des Nicht-Wissens, dann beginnen wir mit dem kleinsten Ausschnitt, ohne etwas Konkretes, ohne Fakten, also das Nichts und enden an dem größten Ausschnitt, das Allumfassende, das Allwissen, die Omniszienz. Das Nichts und das Alles sind nur unterschiedliche Ausschnitte (der kleinste und der größte) des einen, reinen Bewusstseins. Alle Ausschnitte, vom kleinsten bis zum größten, bezeichnen wir hier auch als Bewusstseinszustände oder Bewusstseinsstufen. Die unterste Stufe, das Nichts, ist der Tod und die höchste Stufe, die Omniszienz ist der bewusste Tod. Dazwischen liegen uns bekannte Zustände wie Wachsein, Schlaf oder Tiefschlaf.

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