Mittwoch, 15. Januar 2020

15. Biologie


Auf unserem Weg nach innen beeinflussen und verändern wir unsere Biologie, und zwar unseren Körper als auch über Veränderungen im Gehirn unseren Geist. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich zwei Prozesse: die Genexpression und die Neuroplastizität.

Bis vor kurzem behaupteten die Wissenschaftler noch steif und fest, die genetische Aktivität sei ein Prozess, der unabhängig von der Umwelt ablaufe. Alle Informationen und Anweisungen flössen immer nur in eine Richtung, ausgehend von der DNS (Desoxyribonukleinsäure) über die Boten-RNS (Ribonukleinsäure) zur Proteinbildung. Wir werden von unseren Genen gelenkt und kontrolliert. „Da kann ich nichts machen, das liegt an meinen Genen.“, ist eine häufig gebrauchte Ausrede, wenn wir zu bequem sind, selbst notwendige Maßnahmen zur Veränderung unserer Biologie zu ergreifen. Die Wissenschaft der Epigenetik hat aufgezeigt, dass nicht die Gene Krankheiten erzeugen, sondern unsere Umwelt, und zwar sowohl die äußere als auch unsere innere, die Gene darauf programmieren, Krankheiten auszulösen. Ein Gen verändert sich physisch nicht, nur die Genexpression verändert sich, d.h. welche Gene eingeschaltet, ausgeschaltet oder modifiziert werden. Die einzige Aufgabe der Gene ist die Proteinproduktion. Durch Änderung der aus dem äußeren Zellmilieu kommenden Informationen wird die Proteinproduktion gesteuert. So werden durch Meditation etwa entzündungsfördernde Gene herunterreguliert bzw. unterdrückt und entzündungshemmende hochreguliert. Wie Studien zeigen, finden die Änderungen in den Genaktivitäten durch Meditation erstaunlich rasch, teilweise innerhalb einer Stunde statt. Die veränderte Genexpression kann an die nächste Zellgeneration weitergegeben werden. Dies bewirkt mit der Zeit reale physische Veränderungen. 

Unser Gehirn ist ein lernendes Organ. Unser Denken, Fühlen und Handeln, unsere Erfahrungen, prägen die Verschaltungen in unserem Gehirn. Neue Synapsen bilden sich innerhalb von Minuten. Nicht nur in unserer Kindheit, sondern unser ganzes Leben lang. Wissenschaftler nennen dies auch Neuroplastizität. Forscher am Massachusetts General Hospital haben herausgefunden, dass sich bei regelmäßiger Achtsamkeitsmeditation in den Gehirnregionen des Neocortex, die mit Bewusstsein, Aufmerksamkeit und Gedächtnis, mit Stressmanagement und emotionaler Integration verbunden sind, tatsächlich mehr graue Zellen bilden, dass dieser Bereich tatsächlich vergrößert und verdichtet wird. Dagegen nahm die Dichte der Zellen der Areale, die mit Stress und Angst verbunden sind, also in erster Linie die Amygdala, ab. Mittels bildgebender Verfahren verfügen Wissenschaftler heute über messbare Beweise, dass durch regelmäßige Meditation das Gehirn wächst und sich auf eine Weise verändert, die mit den subjektiven Berichten der Meditierenden übereinstimmt. Die Meditation ist ein Weg, Strukturen im Gehirn und damit deren Arbeitsweise zu verändern. Der Mensch kann seinen Geist „updaten“ und damit höhere Bewusstseinsebenen erreichen. Wer diese Möglichkeit nicht nutzt, überlässt sie anderen Kräften, wie etwa den Medien, der Unterhaltungsindustrie, aufdringlichen Menschen, unangenehmen Erfahrungen der Vergangenheit und macht sich damit abhängig von zufälligen Ereignissen in seiner Außenwelt.

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