Mittwoch, 12. August 2020

Realität und Wahrheit

 


„Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen.“

 (Friedrich Nietzsche, Philosoph)

Was ist real und was ist eine Illusion? Und wenn es real ist, ist es auch wahr?

Für die Naturwissenschaften ist Realität das, was der wissenschaftlichen Betrachtung und Erforschung zugänglich ist. Sie kann jedoch nur das untersuchen, wo Kräfte gemessen werden können. Da diese Kräfte immer an Massen entstehen, ist sie auf die Materie beschränkt. Hier dürfen ausschließlich die Atome den Status der Realität beanspruchen und alles Existierende muss daraus abgeleitet werden. Für uns ist die Realität einfach die Welt, in der wir leben und da wir alle in der gleichen Welt leben, erfahren wir auch alle die gleiche Realität. Oder etwa nicht?

Wie entsteht die Realität? Erschafft sie ein Gott oder entsteht sie aus den Naturgesetzen? Die Realität entsteht durch einen Prozess und dieser Prozess sind wir. Wir, genauer unser Bewusstsein, erschafft unsere Realität. Wie jeder Prozess, besteht auch dieser Prozess aus einem Eingabe-, einem Verarbeitungs- und einem Ausgabeabschnitt. Dabei wird, wie in jedem Prozess, Information, Energie und Materie umgeformt, transportiert oder gespeichert. In unserer Umgebung, unserer Welt, gibt es nur elementare Teilchen und Kräfte, nur Schwingungen. Sie bilden das Potenzial an möglichen Eingabewerten für unseren Prozess. Der Großteil dieser möglichen Eingabewerte liegt außerhalb unserer Wahrnehmungsfähigkeit und kann somit von unseren Sinnen nicht erfasst werden. Dies gilt nicht nur für Farben, Geräusche und Gerüche, es gilt genauso für Gedanken und Empfindungen. Jeder Mensch, ja jedes lebende Wesen empfängt ein individuelles Frequenz- oder Informationsspektrum und kann auch nur dieses verarbeiten. Alles was darüber hinausgeht, können wir weder sehen oder hören, weder denken noch empfinden. Wir erzeugen über diesen Prozess aus unseren potenziellen Möglichkeiten unsere realen Gegebenheiten. Unser Gehirn hat sich nicht entwickelt, um die Welt so zu sehen, wie sie ist, sondern um so gut wie möglich in ihr zurechtzukommen.

Wir erkennen die Umwelt nicht direkt, sondern nur die Wirkungen, die von den Dingen in unserem Bewusstsein hervorgerufen werden. Unser Bewusstsein filtert und verarbeitet diese Eingabewerte. Diese Verarbeitung wird durch unsere Erziehung, unsere Kultur, unser Wissen, unsere bisherigen Erfahrungen, unsere Ängste und unsere Wünsche, beeinflusst. Die Ausgaben oder Ergebnisse des Prozesses sind die handhabbaren Alltagserfahrungen, die wir die Realität nennen. Bei Wesen von der gleichen Art, also etwa zwei Menschen, werden sich die Ergebnisse ähneln, da Sinnesorgane, Gehirn und der Arbeitsprozess gleich, allerdings nicht exakt gleich, aufgebaut sind. Bei unterschiedlichen Wesen, also z.B. Mensch und Hund, weichen die Ergebnisse mehr voneinander ab. Aber auch bei gleichen Wesen weichen die Ergebnisse immer mehr oder weniger voneinander ab, sind nie exakt gleich, abhängig von den Unterschieden in den Komponenten und deren Kommunikation untereinander. Jeder lebt in seiner eigenen Realität und jeder hält seine Realität für die Wahrheit. Doch die Realität ist nicht die Wahrheit. Es gibt keine objektive Realität. Jede Realität ist nur die subjektive Interpretation der einen Wahrheit. Die Frage ist nicht, was ist real und was ist Illusion, denn die Realität ist die Illusion.

"Im Hirn ist der Mohn rot, duftet der Apfel, singt die Feldlerche.“ 
 (Oscar Wilde, Schriftsteller)

Unser größtes Problem ist: Wir verwechseln unsere Realität mit der Wahrheit. Doch die Realität ist nur unsere Interpretation der Wahrheit. Da wir unsere Interpretation als die einzig richtige, als Tatsache, ansehen, sind alle anderen Interpretationen falsch oder zumindest nicht ganz korrekt. Egal ob Links, Mitte oder Rechts, gläubig oder ungläubig, Raucher oder Nichtraucher, Fleischesser oder Veganer und, und, und … Jeder erhebt seine Interpretation zu einer Ideologie, zu einem Dogma, das es zu verteidigen gilt. Anhänger der eigenen Interpretation sind gut und haben immer recht, alle anderen sind böse und haben immer unrecht. Sie müssen deshalb ausgegrenzt, bekehrt, umerzogen, bekämpft oder im Extremfall vernichtet werden. Wir leben in einer Diktatur - einer Diktatur unseres Geistes, unseres Bewusstseins. Diese Diktatur hat die Menschheit seit Anbeginn im Griff und führte zu allen Zeiten zu Gewalt, Folter, Krieg und Blutvergießen. Alles, was um uns herum passiert, ist eine Folge dieser Diktatur des Bewusstseins. Denn unser Bewusstsein erschafft unsere Realität. Es erschafft unsere Realität, weil wir nur in der Realität leben können. Wir können die Realität nicht abschaffen, aber wir können ihre wahre Natur erkennen. Wir können uns von der Realität beherrschen lassen oder lernen sie zu beherrschen.

Wenn wir diese Diktatur überwinden, wenn wir wirklich frei werden wollen, müssen wir unser Bewusstsein erweitern und die Grenzen unserer bisherigen Realität überwinden. Wenn wir unser Bewusstsein erweitern, vergrößern wir unser empfangbares Informationsspektrum. Wir erweitern unsere Verarbeitungsmöglichkeiten und damit auch die Ausgabe, unsere Realität. Dies umfasst auch unsere Materie, unseren Körper. Wir verändern über Stoffwechsel und Hormonsystem unseren Körper auf zellularer Ebene, ändern die physische und physiologische Struktur der Nervenzellen. Damit nehmen wir direkten Einfluss auf die Art unserer zukünftigen Wahrnehmungen. Wir verändern unsere Realität, bis wir sie schließlich als das erkennen, was sie ist: unsere Interpretation der Wahrheit. Eine einzige der unendlich vielen Möglichen. Keine davon ist wahr und keine davon ist nicht wahr. Wahr und unwahr, richtig und falsch gibt es nur in der Realität. Die Wahrheit liegt außerhalb jeder Realität. Überwinden wir die Grenzen der Realität, hören wir auf, die Wahrheit zu interpretieren und erfahren, was wir wirklich sind.

Mittwoch, 22. April 2020

Über das Altern



„Man möchte leben, ohne zu altern; und man altert in Wirklichkeit, ohne zu leben.“  (Alexander Mitscherlich, Psychoanalytiker)


Wenn ich jemanden nach seinem Alter frage, bekomme ich als Antwort immer eine Zahl. Aber woher weiß sie oder er, welches Alter ich gemeint habe? Oder geht jeder davon aus, dass wir nur ein Alter haben? Ich vermute es.  Aber wir haben mehr als ein Alter. Wir haben drei verschiedene Alter. 

Das erste Alter ist das chronologische Alter. Es beschreibt den Abschnitt, den wir bereits in der Zeit verbracht haben. Es ist das übliche zeitliche Alter, das anhand des Geburtsdatums berechnet wird. Wir feiern unsere Geburtstage, und wenn wir jung sind, wünschen wir uns, dass ihre Zahl größer wird (endlich erwachsen), und wenn sie groß ist, wünschen wir uns, dass sie wieder kleiner wird (noch einmal jung sein). Er ist immer Vergangenheit, ist fest und nicht mehr änderbar. Obwohl es völlig bedeutungslos ist, ist es das Alter, dem wir die meiste Aufmerksamkeit widmen. Aber egal, wie sehr wir es auch versuchen, wir können es nicht beeinflussen, wir können es nicht ändern.



Das zweite Alter ist das biologische Alter. Es entspricht der Gegenwart und beschreibt den Zustand des Körpers. Es beeinflusst und begrenzt unsere Lebensspanne. Es ist messbar, und oft gibt es erhebliche Abweichungen vom chronologischen Alter. Eine mögliche Messmethode ist die Bestimmung der Länge der Telomere. Telomere sind die Enden unserer genetischen Fäden, der Chromosomen. Die Telomere sind Strukturelemente der DNA, die für ihre Stabilität verantwortlich sind. Bei jeder Zellteilung verkürzen sie sich, bis sie eine kritische Länge unterschreiten und die Zelle die weitere Zellteilung stoppt oder den aktiven Zelltod auslöst. Im Gegensatz zum chronologischen Alter ist das biologische Alter durchaus beeinflussbar, d.h. es kann verlangsamt, in manchen Fällen sogar leicht zurückgedreht werden. Die dazu verwendeten Methoden finden sich häufig unter dem Begriff Anti-Aging. Natürlich können wir es auch beschleunigen. Das ist in der Tat das, was wir am besten können. Entscheidend für unser biologisches Alter ist unser Lebensstil, insbesondere Ernährung, Bewegung und Entspannung. Unser moderner Lebensstil mit Fastfood, überwiegend sitzender Tätigkeit und ständigem Stress beschleunigt das biologische Alter enorm. Medizinische Fortschritte können das chronologische Alter verlängern, aber nicht ein gesundes, erfülltes Leben. 

Das dritte Alter ist das spirituelle Alter. Es entspricht der Zukunft. Es ist das Alter der Weisheit und des Wissens. Hier erreichen die meisten Menschen das, was sie sich für ihr chronologisches Alter wünschen. Sie bleiben jung und altern kaum. Im Gegensatz zum chronologischen oder biologischen Alter ist hier ein hohes Alter wünschenswert. Denn ein hohes Alter bedeutet hier nicht Verfall und Tod, sondern Entwicklung, Erfahrung und Wissen. Genau wie das biologische Alter können wir auch unser geistiges Alter durch unseren Lebensstil beeinflussen. Entscheidend dafür sind unser Denken, Mitgefühl, Achtsamkeit oder Meditation.

Das chronologische Alter ist einfach der Lauf der Zeit. Das biologische Alter ist unsere körperliche/materielle Entwicklung und das spirituelle Alter ist unsere geistige/spirituelle Entwicklung.

Obwohl normalerweise negativ, ist das Altern immer positiv. Würden wir nicht altern, würden wir uns nicht entwickeln, und wir würden keine Fortschritte machen. Viele wollen zwar nicht altern, aber ihr ganzes Leben als Neugeborene verbringen wollen sie auch nicht.

Seltsamerweise schenken wir dem Alter, auf das wir keinerlei Einfluss haben, nämlich dem chronologischen Alter, die meiste Aufmerksamkeit. Wenn man älter wird, entdeckt man sein biologisches Alter und beginnt, sich mehr um seinen Körper zu kümmern. Aber wir kümmern uns kaum um unser spirituelles Alter. Das ist schade. Wir können bestenfalls unseren körperlichen Verfall verlangsamen, aber wir können ihn nicht aufhalten. Stattdessen sollten wir uns lieber um unseren unvergänglichen Teil sorgen und verhindern, dass auch unsere Seele verkümmert. Um dies zu erreichen, müssen wir spirituell altern. Spirituelles Altern ist jenseits aller Zeit.

Es ist nicht so wichtig, wie alt man wird, es ist viel wichtiger, wie man alt wird.

Donnerstag, 30. Januar 2020

1. Ein neues Bewusstsein


Es macht mich jedes Mal traurig, wenn ich in den Medien Nachrichten lese, höre oder sehe. Der weitaus größte Teil aller Nachrichten, lässt sich mühelos in eine von nur drei Rubriken einsortieren:

- Dummheit
- Hass
- Gewalt

Egal ob Links, Mitte oder Rechts, gläubig oder ungläubig, Raucher oder Nichtraucher, Fleischesser oder Veganer und, und, und … Jeder erhebt seine Anschauung zu einer Ideologie, zu einem Dogma, das es zu verteidigen gilt. Anhänger der eigenen Ideologie sind gut und haben immer recht, alle anderen sind böse und haben immer unrecht. Sie müssen deshalb ausgegrenzt, bekehrt, umerzogen, bekämpft oder im Extremfall vernichtet werden. Wir leben in einer Diktatur - einer Diktatur unseres Geistes, unseres Bewusstseins. Diese Diktatur hat die Menschheit seit Anbeginn im Griff und führte zu allen Zeiten zu Gewalt, Folter, Krieg und Blutvergießen. Alles, was um uns herum passiert, ist eine Folge dieser Diktatur des Bewusstseins. Denn unser Bewusstsein erschafft unsere Realität. Wenn wir in unserer modernen Welt mit ihren Massenvernichtungswaffen, mit Gentechnik, Robotern, künstlicher Intelligenz und allen anderen modernen Errungenschaften, bevorstehenden Umwelt- und Klimakatastrophen, überleben wollen, benötigen wir eine neue Moral, ein neues Bewusstsein, eine höhere Bewusstseinsstufe. Wir leben immer noch mit einer jahrtausende alten Bewusstseinsversion, die den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Sie erzeugt Chaos, zerstört unsere Umwelt, richtet sich immer mehr gegen uns selbst, unsere Kinder und Kindeskinder. Unser Bewusstsein benötigt dringend ein Update. Doch nicht neue Technologien, neue Ge- oder Verbote, neue Theorien oder Ideologien führen uns dorthin. Die Weiterentwicklung unseres Bewusstseins kann nicht auf materieller Ebene, kann nicht in unserer Außenwelt erfolgen. Sie muss durch unseren Geist, durch unser Bewusstsein selbst, sie muss in unserer inneren Welt erfolgen. Ohne eine tiefgreifende Veränderung unseres Bewusstseins wird sich auch unsere Welt nicht verändern.

Was aber ist Bewusstsein? Wie entwickeln wir es in die richtige Richtung? Wie erreichen wir höhere Bewusstseinsstufen? Und schließlich: Was haben wir eigentlich persönlich davon?

Diese Fragen möchte ich in diesem Blog beantworten. Er zeigt eine Methode, einen Weg, zu einer höheren Bewusstseinsstufe. Dieser Weg ist nicht schwierig, er ist unabhängig von unserem Wissen. Wir müssen keinem bestimmten Berufsstand, keiner bestimmten Religion, keiner bestimmten politischen Partei und keiner bestimmten Ideologie angehören. Wir müssen uns dazu nirgendwo registrieren und es kostet uns auch kein Geld. Klingt verdächtig? Zu recht! Denn dieser Weg hat einen großen, einen sehr großen Nachteil: Wir müssen ihn selbst gehen!

Das ist hart. Sind wir es doch gewohnt, dass wir auf alles eine Antwort bekommen, von Ärzten, Wissenschaftlern, Lehrern und Professoren, Politikern, Fernsehstars und für die nicht ganz so weltlichen Dinge von Priestern, Schamanen oder Gurus. Für alles gibt es Pillen, Seminare oder andere Dinge, man muss nur genügend Geld haben, um sie sich leisten zu können. Wir schimpfen auf die Wissenschaftler, Pfaffen und Politiker. Doch hierbei reicht es nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Es liegt an uns, an jedem Einzelnen von uns. Freiheit und Glück kommen niemals von außen herein, sie kommen immer von innen heraus.

Keiner kann für uns atmen, keiner kann für uns denken, keiner kann für uns essen, keiner kann für uns leben, keiner kann unseren Weg gehen. Wir müssen es selbst tun. Die Klarheit in unserem Inneren kann einem nicht gegeben oder aufgedrängt werden, es kann sie uns auch keiner nehmen. Sie war und ist immer da. Wir erkennen sie aber meistens nicht, weil wir in die falsche Richtung blicken. 

Deswegen gibt es in diesem Blog auch keine uneingeschränkt geltenden  Antworten, er soll Sie zu Ihren eigenen Antworten, zu Ihrer eigenen Erkenntnis, führen.

"Es geht nicht darum, das was in meinem Kopf ist, in Deinen Kopf hineinzustopfen. Es geht darum, Dich an dein eigenes Wissen zu erinnern."
(Anthony Paul Moo-Young, Advaita-Lehrer)

Dieser Blog will Ihnen helfen, ihr Bewusstsein zu erweitern, ihre selbstgesteckten Grenzen zu überwinden und ihr volles Potenzial zu entfalten.

Mittwoch, 29. Januar 2020

2. Die Umkehr


Platon ist einer der bekanntesten der vielen bekannten antiken griechischen Philosophen. Er lebte ca. 427 bis 347 v. Chr., war ein Schüler von Sokrates und einer seiner Schüler war Aristoteles. Platons Lehren haben den Glauben und die Weltanschauung von Millionen Menschen zu allen Zeiten und überall auf der Welt beeinflusst und geprägt. Eine seiner Lehren besagt, das der Mensch eine unsterbliche Seele hat, die nach seinem Tod getrennt vom Körper weiterlebt. Sein Höhlengleichnis ist wohl das bekannteste Gleichnis der antiken Philosophie. Worum geht es da?

In diesem Gleichnis leben die Menschen als Gefangene in einer Höhle. Sie sind so festgebunden, dass sie nur die, von einem Licht auf die Wand geworfenen Schatten sehen können, nicht aber die Quelle des Lichts. Die Menschen halten die schemenhaften Schatten an der Wand für die Wirklichkeit. Auch ihre eigenen Schatten. Wenn sie aufstehen, ihre Fesseln abstreifen, sich umdrehen, erkennen sie das Licht, den wahren Ursprung ihrer Bilder und können sich auf den Weg zum Ausgang, auf den Weg in die Freiheit begeben.

Auf dem langen Weg der Evolution ist der Mensch der Übergang von einer unbewussten zu einer bewussten Evolution. Der Mensch ist als einziges Wesen auf der Welt in der Lage, seine Fesseln abzustreifen, sich vom Schattenspiel an der Wand abzuwenden, umzukehren und den Weg zur wahren Quelle des Lichts, zum Ausgang, in die Freiheit zu gehen. Einige sind umgekehrt und einige haben den Weg dorthin beschrieben. Doch nur wenige sind ihnen gefolgt. Auch heute noch sitzt die Masse in dieser Höhle und verfolgt fasziniert das Schattenspiel an der Wand. Warum nutzen wir nicht unser Potenzial? Was hält uns von einer Umkehr ab?

Zugegeben, das Schattenspiel wurde immer umfangreicher, immer faszinierender. Die Möglichkeiten in diesem Spiel scheinen grenzenlos. Wir hängen an dieser Illusion, können uns nicht von ihr lösen. Im Buddhismus nennt man dies Anhaftung. Diese Schattenwelt ist unsere Außenwelt und wir hängen an ihr, an ihren Annehmlichkeiten, unseren Erfolgen, unserem Besitz. Wir haben gelernt, all das Unangenehme dieser Welt, ihre Unwirklichkeit, ihr Leid, ihre Vergänglichkeit auszublenden. Wir sehen ständig, wie andere Schatten davon betroffen sind, glauben und hoffen jedoch, dass unsere Schatten verschont bleiben. Wir genießen das Schattenspiel und blenden völlig aus, dass schon bald der Vorhang fällt.

Wenn wir uns umdrehen, wenn wir umkehren, erblicken wir die Quelle des Lichts. Wir erkennen die Dinge, wie sie wirklich sind. Es gibt keine Illusionen mehr. Wir können uns nichts mehr vormachen. In dem Licht erstrahlt der Tod und wir erkennen die Vergänglichkeit der Schatten, auch unseres eigenen Schattens. Da wir uns immer noch mit unserem Schatten identifizieren, fürchten wir uns vor dem Tod. Wir fürchten uns vor dem Tod, weil er etwas ist, das wir nicht kennen, zumindest nicht aus eigener Erfahrung. Wir kennen ihn nicht, weil wir ihn verdrängt haben und wenn er dann unvermittelt vor uns steht, geraten wir in Panik. Doch der Tod ist genauso wenig das Ende, wie die Geburt der Anfang ist. Niemand kann uns mehr über das Leben lehren als der Tod und wenn wir den Tod nicht verstehen, werden wir auch unser Leben nicht verstehen. Doch nur wenn wir unser Leben verstehen, können wir es auch selbstbestimmt leben.

Wenn wir unsere Außenwelt loslassen und den Weg nach innen gehen, können wir den Tod nicht ausblenden. Doch wir können erkennen, was er wirklich ist. Der Tod ist kein Entschlafen, er ist ein Erwachen. Mit diesem Erwachen durchschreiten wir das Tor zu einer höheren Bewusstseinsstufe - dem bewussten Tod. Seit Jahrtausenden haben Mystiker aus allen Kulturen und Religionen diesen Zustand erfahren und einige haben versucht ihn zu beschreiben. Wir können ihnen einfach nur glauben, wir können diesen Zustand aber auch selbst erfahren und das Tor zu einer höheren Bewusstseinsstufe durchschreiten.

Dienstag, 28. Januar 2020

3. Reines Bewusstsein


"Von nichts kommt nichts" ist ein Spruch, den ich in meiner Kindheit des Öfteren zu hören bekam. Da nun ganz eindeutig etwas da ist, z.B. etwas, das diesen Text schreibt oder liest, kann dieses etwas nicht von nichts gekommen sein. Es muss also etwas da sein, aus dem das etwas entstanden ist. Aber auch dieses etwas, aus dem das etwas entstanden ist, muss aus etwas entstanden sein usw.. Gibt es einen Anfang ohne Anfang? Einen Anfang aus dem alles entstanden ist und was ist dieser Anfang?

Wenn es so etwas gibt, dann muss es immer schon dagewesen sein, es kann kein davor geben. Es ist die Ewigkeit. Wenn daraus alles entstanden ist, muss es alles umfassen. Es ist die Unendlichkeit. Wenn wir von unendlich oder ewig sprechen, meinen wir häufig eine unvorstellbare lange Strecke oder einen sehr langen Zeitabschnitt. Doch jede Strecke, jeder Raum und jede Zeit ist immer endlich. Unendlichkeit ist Raumlosigkeit und Ewigkeit ist Zeitlosigkeit. Der Anfang war vor Raum und Zeit. Der Anfang war dimensionslos.

Etwas Dimensionsloses hat keine Ausdehnung, kein Gewicht, noch nicht einmal eine Dauer. Laotse, ein Philosoph, der lange vor unserer Zeit lebte, nannte diesen Urzustand das Tao, die Buddhisten nennen es die Leere, die Hindus Brahman, die Christen Gott und Physiker vielleicht Quantenfeld oder Nullpunktfeld. Wir wollen uns hier nicht um Namen und Begriffe streiten. Wir nennen diesen Urzustand, den Urgrund, in diesem Blog das reine Bewusstsein.

Etwas Dimensionsloses ist die Information. Eine Information hat keine Ausdehnung und man kann sie auch nicht wiegen. Dieser Urgrund, das reine Bewusstsein, ist somit etwas wie ein unendliches, zeitloses Informationsfeld. Information leitet sich aus dem lateinischen in-formare ab, was so viel wie „in Form bringen“, „sich etwas vorstellen“ bedeutet. Dieses „sich etwas vorstellen“ bezeichnet Möglichkeiten, Potenzialität. Die Information über Möglichkeiten nennen wir daher potenzielle Information. Die potenzielle Information ist unendlich. Das reine Bewusstsein ist damit potenzielle Information, ist Potenzialität.

Die unendliche potenzielle Information ist alles Mögliche. Sie ist alles, aber irgendwie auch nichts. Sie ist wenig aussagekräftig. Informationstechnisch lässt sie sich somit auch bezeichnen als Nicht-Wissen. Wenn wir etwas wissen wollen, benötigen wir etwas Konkretes, wir benötigen Fakten. Wir müssen etwas Potenzielles in-Form bringen. Diese Fakten, das In-Form-Gebrachte, bezeichnen wir als klassische Information. Klassische Information ist Wissen. Alles Wissen entsteht aus der Potenzialität, aus Nicht-Wissen. Alles Wissen, wie groß es auch sein mag, ist immer nur ein winziger Bruchteil, ein winziger Ausschnitt des Nicht-Wissens. Das "In-Form-Gebrachte" ist nur das, in dem sich das Formlose ausdrückt, Wissen ist nur das, in dem sich das Nicht-Wissen ausdrückt. Alles was existiert ist nur der Ausdruck des Nichts, der Potenzialität.

Jeder Ausdruck, jeder Ausschnitt, jedes Wissen, ist endlich, ist unterschiedlich groß. Betrachten wir diese Ausschnitte des Nicht-Wissens, dann beginnen wir mit dem kleinsten Ausschnitt, ohne etwas Konkretes, ohne Fakten, also das Nichts und enden an dem größten Ausschnitt, das Allumfassende, das Allwissen, die Omniszienz. Das Nichts und das Alles sind nur unterschiedliche Ausschnitte (der kleinste und der größte) des einen, reinen Bewusstseins. Alle Ausschnitte, vom kleinsten bis zum größten, bezeichnen wir hier auch als Bewusstseinszustände oder Bewusstseinsstufen. Die unterste Stufe, das Nichts, ist der Tod und die höchste Stufe, die Omniszienz ist der bewusste Tod. Dazwischen liegen uns bekannte Zustände wie Wachsein, Schlaf oder Tiefschlaf.

Montag, 27. Januar 2020

4. Subjektives Bewusstsein


Der Urgrund, das reine Bewusstsein, ist ein unendliches Potenzialfeld, ein unendliches, zeitloses Informationsfeld. Er enthält alle wissbaren, d.h. potenziellen Informationen, aber kein tatsächliches Wissen. Er ist die Unbestimmtheit, das Nicht-Wissen. Die potenziellen Informationen, das Nicht-Wissen, können unendlich viele Zustände umfassen. Tatsächliche Informationen, die klassischen Informationen oder Fakten umfassen endliche eindeutige Zustände. Sie sind das Wissen. Wie wird aus dem Nicht-Wissen Wissen? Wie wird aus dem Nichts ein Etwas?

Ein statisches Potenzialfeld würde auf immer und ewig bestehen, ohne dass darin irgendetwas passiert. Anders ausgedrückt: Gäbe es keinen wirkenden Gott, gäbe es auch niemanden der solche Fragen stellen könnte. Aus der Potenzialität kann ohne Wirkung keine Realität entstehen. Ein Gott, der nicht wirkt, kann nicht erkannt werden. Wenn alles Eins ist, können wir nichts wissen. Wir benötigen die Zwei, die Dualität, Schöpfer und Schöpfung. Nur wenn es mindestens zwei Zustände gibt, macht Information einen Sinn. Die Dualität ermöglicht den Übergang vom Nicht-Wissen zum Wissen, vom Nichts zum Etwas.

Gott verließ seinen Himmel nicht. Er schickte eine Art innerer
Instanz, seinen Sohn, hinaus. Vater und Sohn sind zwei Instanzen des einen Gott. In der vedischen Religion des alten Indien heißt dieser innere Kern Atman. Diese innere Instanz ist identisch mit Brahman, dem ewigen Urgrund. Im einzelnen Menschen heißt es Atman, im Kosmos Brahman. Atman und Brahman sind das Ewige, sind eins. „Die kosmische Seele“, so steht es in den Upanishaden, „ist eins und gegenwärtig in allen Wesen.“ Wir nennen diese innere Instanz des reinen Bewusstseins in diesem Blog subjektives Bewusstsein.

Das subjektive Bewusstsein erschafft aus der Potenzialität unsere Realität. Das subjektive Bewusstsein ist das Tor, durch welches die Manifestationen der Potenzialität in unsere Welt gelangen. Alles was ist, entstammt dem reinen Bewusstsein und kehrt auch wieder in das reine Bewusstsein zurück. Am Ende kehrt auch das subjektive Bewusstsein wieder in seinen Urzustand zurück.




Sonntag, 26. Januar 2020

5. Trinität



Das subjektive Bewusstsein ist eine innere Instanz des reinen Bewusstseins. Ein innerer Bereich, ein Ausschnitt des unendlichen Potenzialfeldes. Stellen wir uns diese Instanz als einen Potenzialtopf vor, wie ein Eimer Wasser aus den Ozean. Aus diesem Topf schöpft das subjektive Bewusstsein unsere Realität. Wie macht es das?

Entstehen ist Dynamik, ist Wirkung, Bewegung. Den Beginn alles Entstandenen nennen Physiker den Urknall oder auch Big Bang. In den alten indischen Philosophien war es ein Klang. Der Klang der heiligen Silbe AUM (OM). Im Christentum war es das Wort. So heißt es im Johannes-Evangelium:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“


Andere Namen, andere Begriffe, andere Metaphern, die alle dasselbe zu beschreiben versuchen, was sich nicht durch Begriffe, Namen und Metaphern beschreiben lässt. Ob lauter Knall, leiser Klang oder gesprochenes Wort, jede Schwingung ist Energie, ist Information. Was ist ein Wort? Ein Wort ist kein materielles Ding, es ist etwas Immaterielles. Wir benutzen Wörter zur Kommunikation, zum Austausch von Informationen. Wörter sind Information. Information ist der Anfang unserer Welt und die Grundlage aller Dinge.

In der Quantenphysik spricht man vom Welle-Teilchen-Dualismus. Die Welle ist eine Überlagerung von allen möglichen Zuständen. Durch eine Beobachtung wird sie auf einen bestimmten Zustand festgelegt. Sie wird real, wird zu einem Teilchen. Aus einer Wahrscheinlichkeitsverteilung, einer abstrakten Wellenfunktion, einer Potenzialität, wird etwas Bestimmtes, ein konkretes Teilchen. Damit etwas entstehen kann, benötigt der Dualismus noch etwas Drittes, so eine Art Beobachter. Damit sind wir bei der Trinität.

In der christlichen Religion besteht die Trinität aus dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist. In den alten Schriften des Hinduismus, der Bhagavad-Gita, spricht man von den drei Gunas: tamas (die Trägheit), rajas (die Bewegung) und sattva (das Licht). Die Physik beschäftigt sich mit Materie, Energie und Information und in der Psychologie spricht Sigmund Freud vom Es, Ich und Über-Ich. Trinität ist der ewige Wandel, ist Entstehen und Vergehen.

In vielen alten Mythologien und Philosophien taucht immer wieder die Zahl Drei auf. Laotse, ein chinesischer Philosoph und Begründer des Taoismus, schreibt im Kapitel 42 des Tao te Ging: 


„Das Tao erzeugt Eines.
Eines produziert Zwei.
Zwei produziert Drei.
Drei produziert alle Geschöpfe der Welt.“



Übersetzt in die Sprache dieses Blogs:

„Das reine Bewusstsein (Potenzial) erzeugt subjektives Bewusstsein.
Subjektives Bewusstsein produziert Subjekt und Objekt.
Subjekt und Objekt produzieren klassische Information, Energie und Materie.
Klassische Information, Energie und Materie erzeugen alle Geschöpfe der Welt.“

Samstag, 25. Januar 2020

6. Der EVA-Prozess



In diesem Beitrag kommen wir endlich zu der Lösung der Frage: Wie entsteht etwas aus dem Nichts? Wie erzeugt das Bewusstsein aus der Potenzialität die Realität?

Bevor wir jetzt in eine religiöse, philosophische oder gar esoterische Richtung abschweifen, versuchen wir die bisherigen Beiträge auf einer möglichst neutralen, sachlichen Ebene zusammenzufassen.

Der Urgrund ist reines Bewusstsein, ist Potenzialität. Das subjektive Bewusstsein ist eine innere Instanz des reinen Bewusstseins. Es erzeugt unsere Realität, alles was um uns herum ist. Aus der dimensionslosen Potenzialität entstehen Raum und Zeit, entsteht unser Universum, unsere Welt. Dabei wird potenzielle Information, Möglichkeiten, in klassische Information, Fakten, umgewandelt. Es wird Information verarbeitet.

Aus potenzieller Information entsteht klassische Information. Klassische Information ist die gemeinsame Grundlage von Energie und Materie. Energie und Materie sind quasi verdichtete Information. Klassische Information, Energie und Materie sind äquivalent. Sie bilden eine untrennbare Einheit. Überall und zu jeder Zeit wird Information, Energie oder Materie umgeformt, transportiert oder gespeichert. Es gibt keinen Ort und keinen Augenblick, an dem das nicht geschieht und es gibt keinen Ort und keinen Augenblick, an dem etwas anderes geschieht. Dieses Geschehen nennt man einen Prozess. Nach DIN IEC 60050-351 wird ein Prozess definiert als

„Gesamtheit von aufeinander einwirkenden Vorgängen in einem System, durch die Materie, Energie oder Information umgeformt, transportiert oder gespeichert wird“

Wir sehen, hören, fühlen und beschäftigen uns fast ausschließlich mit Dingen. Diese Dinge grenzen wir voneinander ab und glauben, sie wären unabhängig voneinander. Wir können die Ganzheit nicht erkennen, weil wir uns selbst als so ein kleines, losgelöstes Ding sehen. Aber jedes Ding, vom kleinsten Teilchen über uns Menschen bis zum großen Universum, ist nur eine Folge von Abläufen, ist nur ein Prozess bestehend aus vielen Unterprozessen. Nicht die Dinge, nicht die Materie, sind das Elementare, sondern die Prozesse erschaffen die Dinge. Materie ist im Grunde nichts Festes, sondern eher so etwas wie Energiewirbel, angetrieben von Prozessen. Jeder Prozess ist mit anderen Prozessen verbunden und Teil eines übergeordneten Prozesses. So wie alle Wellen des Meeres miteinander verbunden und Teil des einen Meeres sind. Wir können die Dinge nicht verstehen, wenn wir nicht die Prozesse verstehen, die in und zwischen den Dingen ablaufen.

Jeder Prozess besteht aus drei Abschnitten, welche die Reihenfolge der Bearbeitung beschreiben. Als erstes wird das Ausgangsmaterial benötigt, die Eingabe in den Prozess. Danach folgt die Verarbeitung dieser Eingabe, die schließlich zu einem Ergebnis, einer Ausgabe führt. Daraus ergibt sich als Abkürzung: EVA.  EVA steht für Eingabe-Verarbeitung-Ausgabe und ist allgemeingültig für alles, was um uns herum passiert. Nehmen wir Verarbeitungen auf den Ebenen der Mathematik, der Physik, der Chemie, der Biologie, egal auf welcher Ebene, egal was wir tun: Alles ist EVA. EVA ist in der Bibel auch der Name der Stammmutter, der Ursprung der Menschheit. Der Name Eva steht für das Verb leben und bedeutet daher „die Lebendige“, „die Belebte“.

In den weiteren Beiträgen dieses Blogs, sprechen wir vom EVA-Prozess oder auch vom Bewusstseinsprozess. Über den EVA-Prozess wird durch das subjektive Bewusstsein potenzielle Information (Eingabe) umgewandelt (Verarbeitung) in klassische Information (Ausgabe). Dadurch entsteht aus der Virtualität die Realität, aus dem Nichts das Universum, aus dem Nicht-Wissen das Wissen. Wissen macht aber nur Sinn, wenn es nicht gleich wieder verflogen ist, sondern gespeichert werden kann.

Energie und Materie sind als Datenträger notwendig, um die Ergebnisse dieses Prozesses, die klassische Information, aufzuzeichnen und damit so etwas wie Erinnerungen und Kontinuität zu erzeugen. Aus der Speicherfähigkeit der Materie resultiert die Zeit. Ohne eine Speicherung der Information gäbe es weder Erinnerung noch Kontinuität und damit auch keine Zeit. Aus der dimensionslosen Potenzialität entsteht durch die klassische Information, Energie und Materie der Raum und durch die Informationsverarbeitung die Zeit.

Alle Prozesse beeinflussen einander. Jeder Prozess benötigt Eingabedaten, verarbeitet diese und erzeugt dadurch eine Ausgabe, die wiederum als Eingabe für einen anderen Prozess dient. Wir können die Eingaben als Reize und die Ausgaben als Reaktionen ansehen. Wir reagieren auf Reize aus unserer Umwelt und unsere Reaktionen rufen Reaktionen in unserer Umwelt hervor, die als neue Reize auf uns einwirken und so weiter. Jeder Reiz, jede Wahrnehmung, ist aber Information, die wir empfangen und jede Reaktion ist Information, die wir aussenden. Wir können die empfangenen Informationen, die Eingaben, auch Ursache nennen und die ausgesendete Information, die Ausgabe, entspricht einer Wirkung. Eine Ursache führt zu einer Wirkung, die wiederum Ursache für die nächste Wirkung ist. EVA ist Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Unsere heutige Existenz ist die Folge einer langen Kette aus Ursachen und Wirkungen und unsere Zukunft ist die Wirkung der Ursachen, die wir heute erzeugen. Wenn wir einem anderen Wesen ein Leid zufügen, ist dieses Leid die Wahrnehmung, die Eingabe, in einen anderen Prozess. Die Ausgabe dieses Prozesses wird wiederum Leid sein. Entsteht auf diese Weise viel Leid, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieses Leid wiederum in irgendeiner Form als Eingabe bei unserem Prozess oder dem unserer Kinder, unserer Partner, Verwanden oder Freunden anfällt. Wir glauben, wenn wir Dinge zerstören, die getrennt von uns sind, haben wir, solange wir nichts Illegales tun, nichts zu befürchten. Doch dies ist eine Illusion. Denn dabei übersehen wir ein wichtiges Detail: Es gibt keine Dinge, es gibt nur Prozesse. Alles ist EVA. Dinge sind nur die Erscheinungsformen in denen Prozesse wirken. Erzeugen unsere Ausgaben, unser Wirken, also Leid, wird dies irgendwann als Ursache unseres Leides wieder auf uns zurückfallen. Wenn wir das Leid, auch unser Leid, verringern wollen, müssen wir aufhören, Leid zu erzeugen.

Die drei Abschnitte des EVA-Prozesse sind nicht zufällig. Es ist die Trinität: Die Eingabe steht für die Potenzialität, die Verarbeitung für den (heiligen) Geist und die Ausgabe für die Schöpfung oder dem fleischgewordenen Sohn. EVA ist der der Schöpfungsprozess. Die Schöpfung war kein einmaliger Akt. Schöpfung findet in jedem Augenblick statt. In jedem Augenblick wird neue klassische Information erzeugt. Dadurch dehnt sich das Universum aus. Die Größe des Universums ist das Maß der erzeugten klassischen Information, der Realität. Alles ist EVA. EVA ist die Trinität, ist der wirkende Gott.

Die von uns erfahrene Trinität nennen wir Zeit. Die Eingabe, die Potenzialität, ist die Zukunft. Die Ausgabe, die Realität ist die Vergangenheit. Der winzige Augenblick, in dem Potenzialität zu Realität wird, in dem wir Zukunft in Vergangenheit verwandeln, ist die Gegenwart.

Freitag, 24. Januar 2020

7. Evolution


Gemäß der gängigen Evolutionstheorie, als deren Begründer Charles Darwin angesehen wird, verändern sich Organismen durch Zufall, vererben diese Änderungen an ihre Nachkommen und ein blinder Ausleseprozess sorgt dafür, dass sich nur die am besten an ihre Umgebung angepassten Lebensformen fortpflanzen. An die Umwelt anpassen, heißt auch, sich gegen Konkurrenten durchzusetzen, d.h. sich über „schwächere“ Strukturen hinwegzusetzen, sie zu beherrschen. Die Verlierer in diesem Spiel scheiden aus. Diese Theorie hat Wissenschaftlern eine große Hilfe geleistet, um die Entstehung der Arten, die Entwicklung lebender Strukturen und Funktionen, zu verstehen. Sie gibt viele Antworten, lässt aber wichtige Fragen unbeantwortet. Die Evolutionstheorie beginnt mit dem Leben. Die ersten Lebensspuren, die man bisher gefunden hat, sind etwa 3,8 Milliarden alt. Da war das Universum aber schon gut 10 Milliarden Jahre alt. Warum entstand Leben? Warum entstand etwas, das sich an eine Umwelt anpassen musste? Musste sich davor nichts an etwas anpassen? Da in der Evolution alles auf Zufall basiert, ohne jeden Plan, gibt es weder einen Sinn noch ein Ziel, auf das sie hinführt. Die Natur ist nur ein wimmelndes Chaos aus Molekülen und der Zufall entscheidet ob, wann und wo physikalische und chemische Reaktionen stattfinden. Jedem bewussten Wesen, das mit offenen Augen durch die Natur geht, müssen jedoch Zweifel an dieser Auslegung kommen.

Leben ist nicht getrennt von der Umwelt, Leben ist ein Teil der Umwelt. Evolution passt nichts an die Umwelt an, Evolution gestaltet die Umwelt. Es ist kein Gegeneinander, es ist ein Miteinander. Evolution ist keine Anpassung, kein Kampf eines egoistischen Gens gegen den Rest der Welt. Evolution ist Optimierung, ist Teamwork. Leben entstand nicht durch Wettkampf, Leben entstand durch Symbiose. Die Symbiogenese vereinigt kleine verschiedenartige Molekülklümpchen zu großen komplexen Gebilden. Lebewesen haben die Neigung, sich zu verbinden und auf einer höheren Organisationsebene, eine neue, größere Gesamtheit zu bilden. Nichts ist wirklich jemals ausgestorben. Formen sind verschwunden und haben sich in neue Formen verwandelt. Information ist von einer Form auf eine andere übergegangen. 


Der Begriff Evolution stammt aus dem lateinischen evolvere und bedeutet „herausrollen“, „entwickeln“. Darunter versteht man heute in erster Linie die biologische Evolution. Doch dieses Entwickeln hat nicht erst mit dem Leben begonnen. Der Ausgangspunkt, das Samenkorn, war der Urknall, der Beginn unseres Universums. Dies war der erste EVA-Prozess und die Evolution ist die Entwicklung des Bewusstseins, die ständige Erweiterung und Verbesserung der EVA-Prozesse. Alles ist aus dem Bewusstsein entstanden. Alles ist EVA.

Die gesamte Entwicklung vom Urknall bis zu den ersten Lebewesen war alles andere als selbstverständlich. Alles hing von einer feinen Abstimmung aller Naturkonstanten ab, welche das Zusammenwirken der elementaren Kräfte bestimmen. Bereits die geringsten Abweichungen davon hätten die Entstehung von Sternen, die Entstehung schwerer Elemente wie Kohlenstoff und damit die Entstehung von Planeten und von Leben verhindert. Diese Feinabstimmung der Naturkonstanten gehört zu den größten Rätseln der Naturwissenschaften überhaupt. Die Physiker gehen davon aus, dass sich die Werte dieser Naturkonstanten beim Urknall völlig zufällig ergeben haben. Die Wahrscheinlichkeit einer solch exakten Abstimmung war jedoch äußerst gering. Wie der Same eines Baumes bereits alle Informationen über den Aufbau und die Form des zukünftigen, ausgewachsenen Baumes enthält, enthielt auch der Urknall bereits alle Information über das zukünftige Universum. Aus einem Eichenbaumsamen wird nicht zufällig eine Eiche, bloß die Ausgestaltung, der Wuchs ist zufällig, abhängig von der ihm umgebenden Umwelt. Lebende, lern- und erfahrungsfähige Strukturen entstanden nicht zufällig. Ihre Entwicklung war von Anfang an geplant. Es gibt keine von der Umwelt getrennten Strukturen, die sich in dieser behaupten müssen. Alles ist ein einziger Prozess, alles gehört zur Umwelt, alles geht einen gemeinsamen Weg, alles ist miteinander verbunden. Über EVA-Prozesse hat sich das „In-Form-Gebrachte“ weiterentwickelt, um noch mehr Information, noch mehr Wissen und Erkenntnis zu erzeugen. Dies sind die Stufen der Evolution, die Ebenen des Bewusstseins. Jede dieser neuen Stufen ist gekennzeichnet durch mehr Information, mehr Wissen, mehr Erkenntnis. Evolution formt „dumme“ Materie und Prozesse um zu immer intelligenteren informationsverarbeitenden Strukturen. Evolution ist Informationszunahme.

Leben entsteht immer von innen heraus und kann nicht von außen in etwas hineingebracht werden. Nicht tote Materie hat zufällig Leben und Bewusstsein geschaffen, sondern der Bewusstseinsprozess hat von Anfang an, d.h. mit dem Urknall, auf die Entstehung von Leben hingearbeitet, indem er nach und nach die Voraussetzungen dafür geschaffen hat. Leben ist eine Stufe auf dem Weg des Bewusstseins. Nicht die Materie ist das Primäre, sondern das Bewusstsein. Es ist das Bewusstsein, das die Materie erzeugt und ihr sagt, was sie zu tun hat, nicht umgekehrt.

Wenn wir zur Welt kommen, ist unsere Entscheidungsfreiheit sehr eingeschränkt. Indem wir uns entwickeln, gewinnen wir an Information, an Wissen und Erkenntnis. Wir werden Mitglieder von Gemeinschaften, die Informationen untereinander austauschen. Dadurch werden wir klüger und intelligenter. Je mehr wir an Wissen und Erkenntnis verfügen, umso größer werden unsere Möglichkeiten, unser Potenzial und damit unsere Entscheidungsfreiheit. Über die Vermehrung von Information, Wissen und Erkenntnis das verfügbare Potenzial zu erhöhen, um schließlich zur Allwissenheit, zur unbegrenzten Entscheidungsfreiheit und damit wieder zum Ausgangspunkt, zum Urgrund, zu gelangen, ist das Ziel des Bewusstseins. Der Weg dorthin ist ständige Weiterentwicklung, ist Evolution.

Es gibt ein Ziel und einen Plan, der Weg dorthin ist aber unbestimmt. Dies lässt Platz für Mutationen und einen Auswahlprozess. Evolution ist der Feedback-/Feedforward-Prozess zwischen der potenziellen und der klassischen Welt. Die Evolution ist weder deterministisch noch purer Zufall. Es ist die Unbestimmtheit der Quantenphysik.



Donnerstag, 23. Januar 2020

8. Was ist Leben?



Der Urgrund ist das reine Bewusstsein. Man kann es sich wie einen ewigen, unendlichen Ozean vorstellen. Die Wellen des Ozeans sind der ständige Wandel. In den Yogasutras nach Patanjali nennt man die Bewegungen, die sich ständig wandelnden Muster des Bewusstseins vritti. Der Sanskrit-Begriff vritti leitet sich von der Wurzel vrit ab, die „wählen“, „vorziehen“ bedeutet. Das Bewusstsein wählt einen der unendlich vielen Zustände der Potenzialität aus oder zieht ihn den anderen Zuständen vor und erzeugt daraus den eindeutigen realen Zustand. Aus der Wurzel vrit leitet sich aber auch „bewegen“, „sich drehen“ ab. Dieses Bewegen ist der Bewusstseinsprozess, der EVA-Prozess, aus dem alles entsteht.

Alles was existiert, sind nur angeregte Zustände, nur unterschiedlich hohe Wellen, dieses Urzustandes. Bewusstsein ist ein Spektrum angeregter Zustände des Urgrundes, das mit dem Tod, dem reinen Unbewusstsein oder Nicht-Wissen beginnt und mit dem bewussten Tod, dem reinen Bewusstsein oder All-Wissen endet. Das Bewusstsein verließ die Bewusstseinsebene Tod, indem es unbelebte Materie erschuf. Alle Materie, jedes Atom, besitzt eine Art von Bewusstsein. Es kann hier aber nur die niedrigsten Zustände einnehmen. Über den Evolutionsprozess wurden die Strukturen immer komplexer, immer informationsreicher. Aus den Elementarteilchen wie Quarks und Elektronen, entstanden Atome. Diese verbanden sich zu Molekülen, die immer größer und komplexer wurden. Aus den großen, komplexen Molekülen, den Polymeren, entstanden schließlich Zellen. Die Zellen ordneten sich zu Aggregaten an, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Solche organisierten Vielteilchensysteme, die ihre interne Organisation selbständig aufrechterhalten, nennt man Organismen. Diese Organismen waren irgendwann in der Lage Kopien von sich herzustellen. Mit diesen selbstreproduzierenden Organismen ist auf der Erde ein neuer Prozess entstanden: Leben. Lebende Strukturen sind die komplexesten EVA-Prozesse, die wir heute kennen.

Jeder dieser unzähligen Schritte ist eine Bewusstseinserweiterung, gekennzeichnet durch immer mehr Information, immer mehr Wissen, immer mehr Erkenntnis. Um diesen immer größeren Informationsgehalt aufzuzeichen, speichern zu können, wurden die Strukturen der Datenträger immer komplexer. Und so steigt das Bewusstsein Stufe um Stufe immer weiter hinauf auf seiner Leiter zum Himmel.


Genauso wie das sichtbare Licht nur ein kleiner Ausschnitt des elektromagnetischen Spektrums umfasst, ist auch Leben nur ein kleiner Teil innerhalb des Bewusstseinsspektrums. Lebewesen können unterschiedliche Bereiche in diesem Abschnitt einnehmen. Genauso wie wir beim Licht nur bestimmte Bereiche wahrnehmen können, gibt es auch außerhalb des Lebensspektrums Bereiche, die wir mit unserem subjektiven Bewusstsein nicht erfahren können. Genauso wie unser physischer Wahrnehmungsapparat ist auch unser subjektives Bewusstsein begrenzt. Leben ist nicht einfach vom Himmel gefallen. Es ist auch kein neuer Stoff oder eine neue Kraft entstanden, weder außerhalb noch innerhalb der Materie. Leben ist der Ausdruck des Bewusstseins ab einer bestimmten Bewusstseinsstufe mit einem entsprechend hohen Informationsgehalt und komplexen EVA-Prozess. Die Grundlage des Lebens sind nicht Formen, sondern Funktionen, Prozesse. Nicht die Materie ist die Grundlage, sondern das Bewusstsein. Es ist das Bewusstsein, das die Materie erschafft und ihr sagt, was sie tun soll, nicht umgekehrt.

Wie Elektronen auf ihren Schalen, bewegt sich auch der Bewusstseinsprozess auf unterschiedlichen Ebenen. Je höher die Ebene, desto mehr Information oder entsprechend Energie wird benötigt. Prozesse auf höheren Ebenen lassen sich deshalb nur begrenzte Zeit aufrechterhalten, dann „springt“ der Prozess wieder auf informations- oder energieärmere Ebenen. Auf den höheren Bewusstseinsebenen bezeichnet man diese Sprünge als Leben und Tod und auf den niedrigsten Ebenen als Quantensprung.


Wir Menschen können komplexe Maschinen, Automaten, Roboter und sogar künstliche Intelligenz erzeugen. Doch all dies sind nur Formen von Materie. Abläufe, Prozesse auf sehr niedrigen Ebenen, weit entfernt von den Bewusstseinsstufen, auf denen Leben entsteht. Der Mensch kann kein neues Leben erzeugen. Wir können, wenn wir uns fortpflanzen, Leben nur weitergeben. Leben kommt niemals von außen in etwas hinein, Leben kommt immer von innen heraus. Dinge sind nur die Erscheinungsformen, in denen Prozesse wirken. Lebewesen sind nur die Erscheinungsformen des Lebensprozesses. Lebewesen sind die Kleider, mit denen sich das Leben kleidet. Wenn der Mensch aber kein Leben erzeugen kann, wieso ist er dann der Meinung, Leben vernichten zu können? Der Mensch kann keine Materie vernichten, er kann sie nur umwandeln. Er kann nur die Formen, zu der sich die Materie zusammengeschlossen hat, zerstören. Der Mensch kann auch kein Leben vernichten, er kann nur die Prozesse, durch sie es sich ausdrückt, zerstören. Er kann nur die Kleider, nicht aber das Leben selbst, zerstören.Was es aber nicht weniger schlimm macht. Im Gegenteil. Kein Prozess ist unabhängig von allen anderen Prozessen. Behindern wir Prozesse in ihrer natürlichen Entwicklung, zerstören wir Prozesse, hat das immer auch Auswirkung auf unseren Prozess. Denn die Ausgaben der anderen Prozesse sind die Eingaben in unseren Prozess. Die Aufgabe des Menschen ist es, die Ausdrucksformen des Lebens zu behüten, nicht sie zu zerstören. Wir sollten so leben, dass wir keinem lebenden Wesen absichtlich ein Leid antun, denn dieses Leid fällt früher oder später auf uns zurück. 

Montag, 20. Januar 2020

9. Was ist unser Leben?



Obwohl sich jeder Mensch von anderen Menschen und erst recht von anderen Wesen unterscheidet, sind wir doch alle aus den gleichen Bausteinen aufgebaut. Wir bestehen aus den gleichen Atomen und unterliegen den gleichen physikalisch-chemischen Gesetzen wie die anorganische Natur. Kein einziges Element, kein Protein oder Enzym lebt. Es ist immer das Gesamtsystem, die Gemeinschaft, der Organismus, der lebt. Leben entsteht nicht aus Ansammlung von Materie, Leben entsteht aus Organisation. Leben entsteht aus Information und Informationsaustausch. Wir sind ein riesiges Kommunikationsnetzwerk, eine gigantische informationsverarbeitende Struktur.  Die Organisation Mensch besteht aus ca. 70 Billionen Individuen, genannt Zellen. Um das Leben aufrecht zu erhalten, müssen sich diese exakt abstimmen. Wie kommunizieren all diese Zellen untereinander?

Die direkte Kommunikation zwischen einzelnen Zellen und Zellverbänden erfolgt, wie der deutsche Biophysiker Fritz-Albert Popp herausgefunden hat, über winzige Lichtpartikel von schwacher Intensität, den Biophotonen. Diese werden von allen Lebewesen gespeichert und ausgestrahlt. Die Intensität dieser Strahlung ist ein Maß für den Gesundheitszustand des Lebewesens. Die Existenz der Biophotonen (BCP, biological created photons) ist mittlerweile unumstritten. Photonen sind die Träger der elektromagnetischen Kraft, welche alle chemischen und biochemischen Vorgänge eines Lebewesens steuern. Alle Erscheinungen in unserem Alltag (außer der Gravitation) beruhen auf elektromagnetischen Wechselwirkungen und damit letztlich auf der Wirkung von Photonen, also Licht und Information. Alle Materie im Universum tauscht ständig Licht und Informationen untereinander aus, auch unsere Zellen, auch unser Körper. Wir sind Lichtspeicher, wir sind Information. Die Emissionen der Biophotonen kann man messen. Je stärker die Emissionen, desto mehr Kommunikation findet zwischen den Zellen statt und desto gesünder ist der Organismus. Die letztliche Ursache für alle Krankheiten ist somit nichts anderes als eine Kommunikationsstörung innerhalb eines Organismus. Kann sich ein Zellverbund nicht mehr ausreichend abstimmen, kommt es zwangsläufig zu Fehlfunktionen.  

Alle Kommunikation, alle Informationsverarbeitung, sind letztlich EVA-Prozesse. Auch der Mensch ist, wie alles andere auch, ein EVA-Prozess. Nur ist dieser Prozess sehr komplex und läuft auf einer hohen Bewusstseinsstufe ab. Dieser komplexe Prozess ist von allen anderen Prozessen, auf allen Ebenen, abhängig. Also z.B. Prozesse auf der biologischen, der chemischen oder der physikalischen Ebene. Wie jeder andere EVA-Prozess verwandeln auch wir Menschen potenzielle Information in klassische Information. Anders ausgedrückt verwandeln wir potenzielle Möglichkeiten in reale Gegebenheiten. Dabei schreiten wir durch die Zeit und verwandeln Zukunft in Vergangenheit. Mit unserer Geburt betreten wir einen Wahrscheinlichkeitsraum, einen Potenzialtopf. Dieser ist je nach unserer körperlichen und genetischen Ausstattung sowie der Umwelt, in die wir hineingeboren werden, unterschiedlich groß. Er ist voll mit Möglichkeiten (unserer Zukunft) aber noch ziemlich leer an Fakten (unsere Vergangenheit). Unser Nicht-Wissen ist groß und unser Wissen ist klein. Im Laufe unseres Lebens durchschreiten wir diesen Raum und entscheiden uns ständig, wohin wir unsere Schritte lenken. Mit jedem Schritt wandeln wir eine der vielen Möglichkeiten in einen Fakt, verwandeln Nicht-Wissen in Wissen. Damit haben wir ein Stück unserer Zukunft in einen Teil unserer Vergangenheit umgewandelt. Mit jeder Entscheidung, die wir im Laufe unseres Lebens treffen (und wir entscheiden uns ständig, in jedem Augenblick, manchmal bewusst, meist unbewusst), bestimmen wir unseren weiteren Weg durch unseren Wahrscheinlichkeitsraum und damit verkleinert sich jedes Mal unser zukünftiges Potenzial, bis es irgendwann ausgeschöpft ist. Am Ende unseres Lebens ist der eine Weg beschritten, die eine Geschichte geschrieben, die wir unser Leben nennen. Es ist fest eingebrannt, es ist nur noch Vergangenheit. Alle Zukunft hat sich in Vergangenheit gewandelt. Ohne vorhandenem Potenzial bekommt unser EVA-Prozess keine Eingabe mehr und stellt seine Arbeit ein.

Sonntag, 19. Januar 2020

10. Was ist der Tod?


Materie ist ein aus unzähligen kleinen Lichtspeichern bestehender Informationsspeicher. Letztlich ist Materie nur geronnenes Licht. Materie ist nur ein Aggregatzustand des Lichts. Sie ist nicht durch ihre Bestandteile wie Atome und Moleküle, sondern durch die Wechselwirkung dieser Teilchen, also durch Informationsaustausch charakterisiert. So bestehen Wasser und Eis aus exakt den gleichen Atomen und Molekülen und unterscheiden sich doch sehr. Es sind nicht die atomaren Teilchen, es ist der Schwingungszustand, das Energieniveau, dieser Teilchen, durch das sich beide voneinander unterscheiden. Auch ein totes Pferd und ein lebendes Pferd bestehen aus den gleichen Atomen und Molekülen. Vertausch man z.B. im Gehirn eines Lebewesens einige seiner Bausteine, also etwa Elektronen oder Protonen mit Elektronen oder Protonen eines Sandkorns, ist der Zustand des Lebewesens nach dem Austausch nicht nur nicht unterscheidbar vom vorherigen Zustand, sondern er ist exakt derselbe. Die Individualität eines Lebewesens kann nicht auf seine materiellen Bestandteile zurückgeführt werden, sondern auf die Prozesse, die diese Bestandteile organisieren. Der Unterschied zwischen lebenden und nicht lebenden Systemen liegt nicht in ihren atomaren Bausteinen, ihrer Komplexität, sondern in ihrem Informationsverarbeitungsprozess. Der Tod eines Lebewesens ist nicht das Verschwinden von Materie, sondern das Beenden von Kommunikation und Prozessen. Unterprozesse stellen ihre Arbeit ein, bis schließlich der gesamte Prozess aufgrund fehlender Eingabeinformationen zum Erliegen kommt.


Alles Leben ist ein informationsverarbeitender Prozess, ein EVA-Prozess. Über unseren Wahrnehmungsapparat empfangen wir Informationen und verarbeiten diese, indem wir Möglichkeiten in Fakten umwandeln. Aus unserer Zukunft generieren wir in unserer Gegenwart unsere Vergangenheit. Empfangen und verarbeiten wir keine Informationen, erzeugen wir auch keine Fakten, keine Vergangenheit mehr. Der Prozess steht still. Der Tod ist der Zustand des stillstehenden EVA-Prozesses, ist die Raum- und Zeitlosigkeit. Der Tod ist der Urzustand, aus dem alles entstanden ist. Der Tod ist das Nichts und der Tod ist das Alles. Der Tod ist die Potenzialität, aus der wir kommen und in die wir zurückkehren.

Wachen – Schlafen – Tod sind nur drei Zustände unseres subjektiven Bewusstseins. Mit unserem Tod wird das subjektive Bewusstsein zum reinen Bewusstsein. Unser Ich, all das, was wir auf dieser Welt zu sein glauben, verschwindet. Ein individuelles Erfahren gibt es nicht mehr. Genauso wie wir aus dem Schlaf erwachen und zu einem anderen Bewusstseinszustand zurückkehren, ist auch der Tod nur ein Erwachen, der uns in unseren ursprünglichen Bewusstseinszustand zurückbringt. Aus der Sicht dieses Zustandes ist unser Leben genauso unwirklich wie für den Wachzustand der Traum. Sterben ist erwachen aus dem Leben. Unser Ich ist nur das Vehikel, mit dem wir unseren Weg durch das Leben zurücklegen. Unser Problem ist, dass wir uns mit dem Vehikel, mit der Materie und mit der Form, identifizieren, und nicht mit dem Fahrer, dem Selbst, dem Bewusstsein.

Der Tod ist nicht das Ende des Lebens, der Tod ist nur ein Vorgang im Leben. Tod und Leben sind eins. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Es sind nur unterschiedliche Zustände des einen Bewusstseins. Geburt und Tod sind keine Anfangs- und Endpunkte, sondern Übergangsphasen in der kontinuierlichen Existenz des Bewusstseins. Das Leben selbst ist ewig, nicht aber die materielle Existenz, als die es sich zeigt.

Samstag, 18. Januar 2020

11. Was kommt nach dem Tod?



 


Was kommt nach dem Tod? Das hängt davon ab, wen wir fragen. Vertreter der verschiedenen Religionen werden uns ihre eigenen Versionen erzählen, ebenso Philosophen, Wissenschaftler, Darwinisten, Esoteriker usw., abhängig von der jeweiligen Weltanschauung. Wir können es bestenfalls glauben, aber wissen können wir es nicht. Doch, ich bin mir sicher, dass wir das können. Wir müssen nur den Richtigen fragen. Es gibt nur einen einzigen, der uns das erzählen kann. Kein Mensch sonst kann das tun. Diesen einen müssen wir aufsuchen. Wo finden wir diesen einen? Nun, dieser eine ist unser Selbst.

Unser Selbst kann es uns aber nicht mit Worten sagen, es kann es uns nur zeigen. Um das Wissen zu erlangen, müssen wir es erfahren. Dazu müssen wir nicht erst sterben. Einfach, so auf Knopfdruck, geht es jedoch auch nicht. Bis dahin haben wir einen weiten, einen sehr weiten Weg vor uns. Der Weg zum Selbst führt uns weit nach innen, tief in uns hinein, in unser Zentrum, an die Quelle des Lebens, in die Stille. Dort wirkt das, was nicht entsteht und nicht vergeht, was nicht geboren wurde und niemals sterben wird.

Die Frage ist also nicht, ob wir es wissen können, sondern ob wir es wissen wollen. Geben wir uns mit unserem oberflächlichen Dasein zufrieden, finden wir uns mit unserem Leid ab, leben wir mit bequemen Illusionen oder gehen wir den beschwerlichen Weg zur Quelle und finden die Antworten, von denen wir meinen, sie nicht wissen zu können.

Der Zustand des Todes liegt außerhalb der Dimensionen unserer Raumzeit, außerhalb von Raum und Zeit. Um diesen Zustand zu erreichen, müssen wir unsere Bewusstseinseben verlassen und auf eine höhere Bewusstseinsebene kommen. Diese Ebene liegt höher als unser Geist, unser Mental. Ich nenne sie deshalb die übermentale Ebene). Es ist der Zustand des Einssein mit allem, der Zustand reinen Bewusstseins, des bewussten Todes. Seit Jahrtausenden haben Mystiker aus allen Kulturen und Religionen diesen Zustand erfahren. Sie haben versucht ihn zu beschreiben und nannten ihn Erleuchtung, Erlösung, Erwachen, Befreiung oder wie auch immer. Es sind nur unterschiedliche Namen und Begriffe, um etwas zu beschreiben, was man nicht beschreiben kann. Wir können diese Beschreibungen als Gleichnisse, als Visionen und Metaphern in alten Schriften lesen. Wir können uns aber auch auf den Weg machen und diesen Bewusstseinszustand selbst erfahren.

Wie kann man den Zustand des Todes im Leben erfahren? Für meinen Versuch, dies zu erklären, muss ich wieder einmal auf die Quantenphysik zurückgreifen. Unser Universum, unsere Welt, ist ein Quantensystem, d.h. sie ist nicht analog, sondern aus winzigen Quanten (winzig kleinen Energiepäckchen) zusammengesetzt.  Auch unser Leben ist quantisiert, zusammengesetzt aus lauter winzigen Augenblicken. Zwischen diesen Augenblicken sind Raum, Zeit, Materie und Energie verschwunden und in einer Wolke aus Wahrscheinlichkeiten, der Potenzialität, aufgelöst. Wie ein Film nur die Abfolge von vielen Einzelbildern ist, ist unser Leben nur eine Abfolge von vielen diskontinuierlichen Augenblicken. Es ist unser EVA-Prozess, der aus der Potenzialität diese Augenblicke und aus der Abfolge der Augenblicke unser Leben erzeugt. Die Lücken zwischen unseren Lebensaugenblicken sind zeitlos, sodass wir sie mit unserer, auf die Raumzeit ausgerichtete, Bewusstseinsstufe, nicht wahrnehmen können und in denen unser Bewusstsein den Zustand Tod durchläuft. Durch die Erzeugung eines Faktes wird dieser zeitlose Zustand beendet und wir befinden uns im nächsten Augenblick. Unser Leben ist ein ständiger Wechsel von Wach-, Schlaf- und Tod-Zuständen, von denen unser Bewusstsein aber nur die beiden ersten Zustände wahrnehmen kann. Wenn wir einen Film sehr langsam ablaufen lassen, können wir die Übergänge zwischen den einzelnen Bildern erkennen. Genauso können wir in tiefer Meditation, wenn wir in unserem Zentrum, an der Quelle unseres Lebens sind, unseren EVA-Prozess soweit verlangsamen, dass wir einen Blick in die Lücken zwischen unseren Lebensaugenblicken werfen können. Diese Lücken befinden sich nicht in der Raumzeit. Wenn wir sie erfahren, erfahren wir die Potenzialität, das Einssein mit allem, das reine Bewusstsein.

Meditation ist wie sterben. Während der Meditation lassen wir alles los, lassen alles zurück. Unsere Gefühle, unsere Gedanken und vor allem unsere Erinnerungen. Unsere Erinnerung an unser Leben, unsere Erfolge, unsere Vergnügen, unsere Ängste. Unsere Erinnerung an unsere Familien, unsere Freunde, unseren Beruf. Unsere gesamte Vergangenheit entschwindet, bis nichts mehr bleibt. Es ist das, was Jesus meint, wenn er sagt, dass wir wie neugeborene Kinder werden sollen, um ins Himmelreich zu gelangen. Denn diese haben (noch) keine Vergangenheit und damit auch noch keine Erinnerungen daran. Wir werden mit einem leeren Geist geboren und im Laufe unseres Lebens füllen wir ihn - mit Vergangenheit. Unser Gehirn, unser Geist, ist nur eine riesige Antiquitätensammlung. Wenn wir unseren Geist wieder leeren, wenn wir unsere Erinnerungen an unsere Vergangenheit zurückgelassen haben, können wir uns an die Zukunft erinnern. Es ist die Potenzialität, das Himmelreich. Dieser Wechsel von der Vergangenheit in die Zukunft, von der Realität in die Potenzialität, von dem In-Form-Gebrachten zum Formlosen, vom Irdischen in das Himmelreich, ist sterben. Sterben ist Auferstehung. In der Meditation können wir diesen Zustand erfahren.

Freitag, 17. Januar 2020

12. So ein Quatsch!?


Mit dem letzten Beitrag endet (vorerst) die Theorie, wenn wir weiter wollen, geht das nur über die Praxis. Aber vielleicht ist diese Theorie ja nur dummes Geschwätz, nur ein großer Quatsch. Man könnte argumentieren, sie sei völlig unwissenschaftlich und die Religionen erzählten auch etwas anderes.

Betrachten wir zuerst den Einwand der Unwissenschaftlichkeit. Die Wissenschaft kann nur das untersuchen, wo Kräfte gemessen werden können. Da diese Kräfte immer an Massen entstehen, ist sie auf die Materie beschränkt. Die wissenschaftliche Sicht blickt auf die äußere, die materielle Welt. Diese uns bekannte Materie, also alles was wir im riesigen Universum sehen, alle Atome in unserem Körper und unserer Umwelt, aller Staub, alle Planeten und alle Sonnen in und außerhalb unserer Galaxie, macht gerade mal ungefähr 5 Prozent unseres Universums aus. Von dem übrigen, den mit etwa 95 Prozent weitaus größtem Teil, wissen wir nichts oder so gut wie nichts. Etwa 25 Prozent der Energie und Materie im bekannten Universum besteht aus etwas, das die Physiker „Dunkle Materie“ nennen. Wir wissen, dass es sie gibt und wieviel es davon ungefähr gibt, aber wir wissen nicht, was es ist. Es verbleiben aber immer noch über zwei Drittel, also etwa 70 Prozent im Universum, das weder normale noch dunkle Materie ist. Diesen uns fast vollständig rätselhaften Teil nennen Physiker „Dunkle Energie“. Es hat den größten Anteil an unserem Universum, aber wir wissen nicht, was es ist. Die Wissenschaft hat also noch einen weiten Weg vor sich.

Die exakteste Beschreibung unserer Welt, die wir heute haben, ist die Quantentheorie. Kein einziges Experiment hat der Quantentheorie jemals widersprochen und nirgendwo in unserer Natur gibt es einen Bereich, in dem die Quantentheorie falsche Vorhersagen liefert. Schauen wir uns dazu einige Aussagen von den Begründern dieser Theorie an:

 „Es gibt keine Materie, sondern nur ein Gewebe von Energien, dem durch intelligenten Geist Form gegeben wurde. Dieser Geist ist Urgrund aller Materie.“
 (Max Planck, Physiker, Nobelpreis 1918)


„Realität wird durch Beobachtung geschaffen“
(Nils Bohr, Physiker, Nobelpreis 1922)


„Die Wirklichkeit, von der wir sprechen können, ist nie die Wirklichkeit an sich, sondern […] eine von uns gestaltete Wirklichkeit.
 (Werner Heisenberg, Physiker, Nobelpreis 1932)

„Meine persönliche Ansicht ist die, dass in einer zukünftigen Wissenschaft die Realität weder ´psychisch´ noch ´physisch´ sein wird, sondern irgendwie beides und irgendwie keines von Beiden.“
 (Wolfgang Pauli, Physiker, Nobelpreis 1945)


„Bewusstsein gibt es seiner Natur nach nur in der Einzahl. Ich möchte sagen: die Gesamtzahl aller ‚Bewusstheiten‘ ist immer bloß ‚eins‘.
 (Erwin Schrödinger, Physiker, Nobelpreis 1933)


„Licht ist Energie und ebenso Information – Inhalt, Form und Struktur. Es bildet das Potential für alles.“
(David Bohm, Physiker)


Die Zitatquellen lassen sich im Internet finden, ebenso noch viele weitere Aussagen berühmter Physiker und Nobelpreisträger in dieser Richtung. 

Kommen wir nun zum religiösen Einwand. Religionen beruhen auf sehr alten Schriften. Ihre Gleichnisse und Beschreibungen sind dem Weltbild, der Kultur und dem geistigen Horizont der damaligen Zeit angepasst. Sie wurden oft missverstanden, verzerrt und fehlinterpretiert. Lässt man sich tiefer auf die ursprünglichen Lehren ein, erkennt man häufig viele Gemeinsamkeiten, die oft nur durch unterschiedliche Namen und Begriffe ausgedrückt wurden. Mit den Namen ist es wie mit den Bezeichnern in der Mathematik. Man kann völlig beliebige Zeichen für eine Variable verwenden, das Ergebnis ändert sich durch die Wahl des Zeichens nicht. So kann auch in diesem Blog jede Leserin und jeder Leser für die von mir verwendeten Begriffe, jederzeit seine eigenen Begriffe verwenden.


Es ist mein Anliegen, die von mir vorgestellte Theorie soweit wie möglich mit Wissenschaft und Religion vereinbar zu halten und dabei möglichst neutrale Begriffe zu verwenden. Ist diese Theorie nun wahr? Sicherlich nicht. Es ist nur meine Interpretation der Wahrheit. Ich kann und will Sie auch gar nicht überzeugen. Sie sollen mir nicht glauben, Sie sollen es selbst erfahren. Nur das, was Sie selbst erfahren, kann Sie wirklich überzeugen. Nur ihr eigenes Licht, kann Ihnen ihren Weg weisen. Wie ein Lauftrainer kann ich Sie auf eine Art inneren Marathon vorbereiten, Ihnen Ratschläge und Tipps geben. Ich kann Sie aber nicht ins Ziel tragen. Ihren Weg müssen Sie selbst gehen. Die Beschreibung eines solchen Weges, dem Weg nach innen, erfolgt in den nächsten Beiträgen.