„Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen.“
(Friedrich Nietzsche, Philosoph)Was ist real und was ist eine Illusion? Und wenn es real ist, ist es auch wahr?
Für die Naturwissenschaften ist Realität das, was der
wissenschaftlichen Betrachtung und Erforschung zugänglich ist. Sie kann jedoch
nur das untersuchen, wo Kräfte gemessen werden können. Da diese Kräfte immer an
Massen entstehen, ist sie auf die Materie beschränkt. Hier dürfen ausschließlich die Atome den Status der
Realität beanspruchen und alles Existierende muss daraus abgeleitet werden. Für
uns ist die Realität einfach die Welt, in der wir leben und da wir alle in der
gleichen Welt leben, erfahren wir auch alle die gleiche Realität. Oder etwa
nicht?
Wie entsteht die Realität?
Erschafft sie ein Gott oder entsteht sie aus den Naturgesetzen? Die Realität
entsteht durch einen Prozess und dieser Prozess sind wir. Wir, genauer unser
Bewusstsein, erschafft unsere Realität. Wie jeder Prozess, besteht auch dieser
Prozess aus einem Eingabe-, einem Verarbeitungs- und einem Ausgabeabschnitt.
Dabei wird, wie in jedem Prozess, Information, Energie und Materie umgeformt,
transportiert oder gespeichert. In unserer Umgebung, unserer Welt, gibt es nur
elementare Teilchen und Kräfte, nur Schwingungen. Sie bilden das Potenzial an
möglichen Eingabewerten für unseren Prozess. Der Großteil dieser möglichen
Eingabewerte liegt außerhalb unserer Wahrnehmungsfähigkeit und kann somit von
unseren Sinnen nicht erfasst werden. Dies gilt nicht nur für Farben, Geräusche
und Gerüche, es gilt genauso für Gedanken und Empfindungen. Jeder Mensch, ja
jedes lebende Wesen empfängt ein individuelles Frequenz- oder Informationsspektrum
und kann auch nur dieses verarbeiten. Alles was darüber hinausgeht, können wir
weder sehen oder hören, weder denken noch empfinden. Wir erzeugen über diesen Prozess aus unseren potenziellen Möglichkeiten unsere realen Gegebenheiten. Unser Gehirn hat sich nicht entwickelt, um die Welt so zu sehen, wie sie ist, sondern um so gut wie möglich in ihr zurechtzukommen.
Wir erkennen die Umwelt nicht direkt, sondern nur die Wirkungen, die von den Dingen in unserem Bewusstsein hervorgerufen werden. Unser Bewusstsein filtert und
verarbeitet diese Eingabewerte. Diese Verarbeitung wird durch unsere Erziehung,
unsere Kultur, unser Wissen, unsere bisherigen Erfahrungen, unsere Ängste und
unsere Wünsche, beeinflusst. Die Ausgaben oder Ergebnisse des Prozesses sind die
handhabbaren Alltagserfahrungen, die wir die Realität nennen. Bei Wesen von der
gleichen Art, also etwa zwei Menschen, werden sich die Ergebnisse ähneln, da
Sinnesorgane, Gehirn und der Arbeitsprozess gleich, allerdings nicht exakt
gleich, aufgebaut sind. Bei unterschiedlichen Wesen, also z.B. Mensch und Hund,
weichen die Ergebnisse mehr voneinander ab. Aber auch bei gleichen Wesen
weichen die Ergebnisse immer mehr oder weniger voneinander ab, sind nie exakt
gleich, abhängig von den Unterschieden in den Komponenten und deren
Kommunikation untereinander. Jeder lebt in seiner eigenen Realität und jeder
hält seine Realität für die Wahrheit. Doch die Realität ist nicht die Wahrheit.
Es gibt keine objektive Realität. Jede Realität ist nur die subjektive Interpretation
der einen Wahrheit.
"Im Hirn ist der Mohn rot, duftet der Apfel, singt die Feldlerche.“
(Oscar Wilde, Schriftsteller)
Unser größtes Problem ist: Wir
verwechseln unsere Realität mit der Wahrheit. Doch die Realität ist nur unsere
Interpretation der Wahrheit. Da wir unsere Interpretation als die einzig
richtige, als Tatsache, ansehen, sind alle anderen Interpretationen falsch oder
zumindest nicht ganz korrekt. Egal ob Links, Mitte oder Rechts, gläubig oder
ungläubig, Raucher oder Nichtraucher, Fleischesser oder Veganer und, und, und …
Jeder erhebt seine Interpretation zu einer Ideologie, zu einem Dogma, das es zu
verteidigen gilt. Anhänger der eigenen Interpretation sind gut und haben immer
recht, alle anderen sind böse und haben immer unrecht. Sie müssen deshalb
ausgegrenzt, bekehrt, umerzogen, bekämpft oder im Extremfall vernichtet werden.
Wir leben in einer Diktatur - einer Diktatur unseres Geistes, unseres
Bewusstseins. Diese Diktatur hat die Menschheit seit Anbeginn im Griff und
führte zu allen Zeiten zu Gewalt, Folter, Krieg und Blutvergießen. Alles, was
um uns herum passiert, ist eine Folge dieser Diktatur des Bewusstseins. Denn
unser Bewusstsein erschafft unsere Realität. Es erschafft unsere Realität, weil wir nur in der Realität leben können. Wir können die Realität nicht abschaffen, aber wir können ihre wahre Natur erkennen. Wir können uns von der Realität beherrschen lassen oder lernen sie zu beherrschen.
Wenn wir diese Diktatur
überwinden, wenn wir wirklich frei werden wollen, müssen wir unser Bewusstsein
erweitern und die Grenzen unserer bisherigen Realität überwinden. Wenn wir unser
Bewusstsein erweitern, vergrößern wir unser empfangbares Informationsspektrum.
Wir erweitern unsere Verarbeitungsmöglichkeiten und damit auch die Ausgabe,
unsere Realität. Dies umfasst auch unsere Materie, unseren Körper. Wir verändern
über Stoffwechsel und Hormonsystem unseren Körper auf zellularer Ebene, ändern
die physische und physiologische Struktur der Nervenzellen. Damit nehmen wir
direkten Einfluss auf die Art unserer zukünftigen Wahrnehmungen. Wir verändern
unsere Realität, bis wir sie schließlich als das erkennen, was sie ist: unsere
Interpretation der Wahrheit. Eine einzige der unendlich vielen Möglichen. Keine davon ist wahr und keine davon ist nicht wahr. Wahr und unwahr, richtig und falsch gibt es nur in der Realität. Die Wahrheit liegt außerhalb jeder Realität. Überwinden wir die Grenzen der Realität, hören wir
auf, die Wahrheit zu interpretieren und erfahren, was wir wirklich sind.